Wenn du von der Wüstennacht eingehüllt wirst und dich nichts mehr vom Leuchten der Stadt Akaba im Jordantal ablenkt, macht es sich bemerkbar - dein Gehör. Später wenn du aus der Wüste herauskommst fühlst du dich dann wie Superman...deine Ohren sind sensibilisiert. Fortan wird Israel sehr viel hörbarer...

Bereits vor Beginn des Filmschnitts war uns klar, das es ein ruhiger Film werden solle - einer, der die Erhabenheit und Stille der Negev betonen und ehrt. Allerdings ganz so still sollte es dann doch nicht werden ;-) Nach längeren Musikrecherchen sind wir auf folgende Musikstücke aus dem Fundus von Musicfox.com aufmerksam geworden und erwarben hierfür Lizenzen. Die Stücke portraitieren im Film spannende, ruhige und kuriose Momente. Nach Sichtung der ersten Fassung waren wir baff, wie die Musik unser Erleben auf Tour einfing. Seid übrigens froh, das wir kein Musical draus gemacht haben ;-) 

Von TelAviv fuhren wir mit dem "Etep"-Nachtbus in den Süden Israels - nach Eilat. Plan war es, die mehrstündige Busfahrt zum Schlafen und Krafttanken zu nutzen, schließlich wollten wir nach einigen Stunden der Vorbereitung am gleichen Tag spät Nachmittags zu unserer Tour aufbrechen. Leider haben wir die Rechnung ohne ein Land gemacht, das den Schlaf anscheinend nicht gerade erfunden hat und lieber auch noch um 03:00 Morgens Musik hört, isst und der regelmäßigen Raucherpause fröhnt (wenn auch eine Busladung voller Menschen nicht repräsentativ für ein gantes Land steht). Gute Nacht....

Bereits bei den körperlichen Vorbereitungswanderungen unter Vollgepäck wurde klar, das die Stille der Wüste nicht durch unsere schweren Schritte durchbrochen würde, sondern vom Schwappen der insgesamt 44 Liter Wasser in insgesamt 6 Kanistern. Wir verteilten unsere Wassermenge übrigens nicht nur für den Fall eines möglichen Lecks in verschiedenen Behältern, sondern auch um die unangenehme Eigendynamik eines immer leerer werdenden Einzelkanisters zu minimieren. Dies gelang uns auch recht gut - nur das "Schwappen" blieb. Und so bewegte sich das Wasser im Takt unserer Schritte: Mal schwerfälliger, mal befreit....

Wenn du tagelang mit jemanden zusammen wanderst, wirst du ihn ziemlich gut kennenlernen. So zum Beispiel auch wie es um Filmgeschmack und Zitatfestigkeit deines Mitwanderers bestellt ist. Der andere lernt wiederum, das der Wanderpartner die extremsten Bedingungen einfach"runterwandern" kann, doch gleichzeitig ein ruhiges Bild zu filmen eine besondere Herausforderung ist. Drehort dies Schauspiels: Beim balancieren über das Blockmeer der Negev. 

Am Besucherzentrum unseres Ziels, dem weltgrößten Erosionskrater "Maktesh Ramon", empfängt uns eine eigenwillige Szenerie: Pilgernde, gewandete Mädchengruppen, ein ockerfarbenes Sonnenuntergangsszenario, ein Besucherzentrum wie aus einem James Bond-Film und dann dieses Akkordoenspiel...ach ja...die rumfliegenden Dronen habe ich vergessen. Den Akkordeonspieler gibt es am Ende unseres Hauptfilms übrigens zu sehen ;-)

Die Negev hinter sich gelassen und mit einer Menge Eindrücke im nicht mehr wandernden Gehirn: Keine Zeit zum Ruhen den Jerusalem will uns bereits mit neuen Eindrücken füllen. Vor der russischen Botschaft und dem -kein Scherz!- PUTIN-PUP gesellt sich zum schleifenden Geräusch der Straßenbahnlinie 1 die probende Musik eines Musikers...beim Schlagen seines Metronoms befinden wir uns sofort in einem meditativen Zustand und ordnen alle Eindrücke von Wüste und Stadturbanität.

Ein Reiseführer würde jetzt wohl sagen "Willkommen auf DEM Markt Jerusalems: Frisches Obst und Gemüse, delikate Backwaren, Frischfisch und -fleisch – rund dutzende Händler drängen sich auf über 1.000 Standmetern unter freiem Himmel oder gläserner Überdachung. Riesige Deckenventilatoren gehören ebenso zum markanten Erscheinungsbild wie die farbintensiven Melonen, Orangen und Walnüsse samt dem Geruch exotischer Gewürzmischungen. Einmal den Markt in "Durchwander-Echtzeit" hören.

Wenn wir an eine Szenerie regelmäßig denken müssen, dann ist es diese. Wir "teasern" sie hier nur an und geben sie -mit gutem Grund ;-) - nicht zu hören. Doch gehört dieser Moment trotzdem hier aufgelistet, da er uns von allen (akustischen) Erinnerungen am eindringlichsten in Erinnerung geblieben ist! Nach der ersten Materialsichtung war klar, das dies der Höhepunkt im Film werden würde und er an dieser Stelle (fast) enden muss. Das heißt...ihr müsst es euch schon im fertigen Film anschauen. Wir verraten nur soviel: MAGISCH!!!!